Alles nur Wortspiele vor den inszenierten Kulissen narzisstisch eitler Selbstdarstellung: va savoir. Molekulare Anekdoten mitten im virulenten Leben, mitten ins liebende und leidende Herz, Suggestion plastisch paradiesischer Nähe, schnöde Lebenspraxis oder erträumter Märchenzauber: va savoir. Literarisch künstlerisch künstliche Prozesse von lebensnotwendiger Kommunikation, mit wem auch immer: va savoir. Vor welchem blass metaphysischen Hintergrund verflüchtigen sich die entworfenen Spielräume des eigenen Lebens, der genossenen Liebe, dem erlittenen Leiden: va savoir. Das Leben spielen, als eine kurzzeitige Liaison, als eine ewige Utopie, als einen nie zu Ende geträumten Traum, als einen letzten Versuch von Unendlichkeit, als ein spirituelles Ritual, als ein dadaistisches Gedicht, ein selbstgemaltes Bild: va savoir. Alles nur komplizierte Zeichenformeln, Kirchenfenster der Verneinung, bunte Wortmasken, sublime Evokationen der Liebe: va savoir. Vielleicht entfaltet sich ja eine ganz eigensinnig verspielte Melodie, moderato cantabile, beim ostinathen Lesen der molekularen Wortungen und Bilderzeichen: va savoir. Erklingt dabei ein neuer oder alt vertrauter Lebenston, mit subdominanten Kadenzen und anderen, sich ständig wiederholenden Liebeskunstfiguren: va savoir. Wie haben sich all die Liebes- und Leidensgesichter in uns eingegraben: va savoir. Schreibt sich die Schöpfung vielleicht sogar selbst ihr eigenes Lebensliebesgedicht, mit dem blutroten Saft unserer Träume, verbunden mit einem finalen Plagalschlussakkord für unser eigenes, kurzes Lieben und Leben: va savoir!
Alle Bilder haben das Format 30x30cm und sind mit Ölfarben, Acryl, Lackfarben, Blattgold und Ölpastellkreiden auf Papier oder Karton gemalt. Die Gestaltung des Kunstbuches sieht sich in einer zeitgenössisch freien Tradition der japanischen Surimono. Der Titel entsteht durch die Auswahl des Bildes und dem dazu selbst ausgewählten lyrischen Text aus dem Meer der Wortungen.
Wolfram Renger
Tirol/Halle 2021